Hans Christoph Steinemann
VOLLEYBALL. Johanna Edberg ist eine auffällige Figur im VC Kanti 2017/18. Die
30-jährige Schwedin mit brasilianischen Wurzeln ist trotz Körpergrösse von 1,63
m auf und neben dem Platz kaum zu übersehen. Als Libera dirigiert sie die
Defensive der Schaffhauserinnen initiativ und umsichtig, und auch sonst ist sie
mit ihrer extrovertierten Art eine Leaderin im Team. «Ich bin sehr ehrgeizig»,
sagte sie einst den «Freiburger Nachrichten», «wenn ich noch so weit rennen
müsste, um den Ball zu retten, würde ich ohne zu zögern losrennen. Das ist wohl
meine schwedische Seite, die da zum Vorschein kommt.» Genauso prägend ist
anderseits ihre Emotionalität im Spiel und ihre warmherzige Art, mit Menschen
umzugehen. «Ich mag es, Leute zu umarmen. Die Schweden sind eher distanziert,
das bin ich nicht.»
Johanna Edberg spielt Volleyball, seit sie sieben Jahre alt ist.
Beachvolleyball und -soccer mit ihren Freunden am Strand war fast täglich
angesagt. Ihre Beweglichkeit und ihr Ballgefühl kommen von daher. Später spielte
sie nur noch Volleyball und kam mit ihrer Familie weit in der Welt herum. Nach
Südamerika folgten fünf Jahre in Hannover bis 2001 und vier Jahre in Brasilien,
bis 2005 der Umzug mit der Familie nach Schweden kam. «Volleyball war die
Konstante in meinem Leben, die mir Halt gegeben hat.» Im Stammverein Katrineholm
etablierte sie sich schnell, wurde dreimal nationale Meisterin und wurde
regelmässig zur besten Libera der Liga gekürt. Seit neun Jahren spielt Edberg
zudem fürs schwedische Nationalteam, mit dem sie 2015 am Vierländerturnier in
Litauen als wertvollste Spielerin des Turniers ausgezeichnet wurde.
Weil Schweden nicht ein klassisches Volleyballland ist, wechselte sie erst in
die französische Ligue 1 zu Hainaut Volley an, wo sie mit Micheli Tomazela
Pissinato zusammentraf. Die Brasilianerin mit Schweizer Vergangenheit (zuerst
bei Franches-Montagnes, danach beim VC Kanti, beide Male mit Trainer Andi
Vollmer) war es, die sie dem damaligen Düdingen-Trainer Nicki Neubauer empfahl.
2015/16 und 2016/17 spielte Edberg erfolgreich für die Freiburgerinnen, die sich
an der Spitze einnisteten. Trainer Neubauer wechselte indes nach fünf guten
Jahren im letzten Sommer zum VC Kanti. Er will hier Ähnliches aufbauen wie in
Düdingen. Und er überzeugte Johanna Edberg, ihn zu begleiten. Er kennt den Wert
einer starken Libera. «Nicki hat mich als Trainer am weitesten gebracht, denn
ich kann, auch mit 30, immer noch sehr viel lernen», erklärt sie.
Platz 4 will sie mit ihrem Team erreichen, um im Play-off-Viertelfinal gegen
Neuenburg (ab 17./18. März) eine gute Ausgangslage zu haben. Dazu brauchte es
heute gegen Franches-Montagnes und am Sonntag in Schaan zwei Siege, möglichst
mit 3:0. Denn NUC, das heute nach Aesch reist, und Kanti liegen mit je 40
Punkten nur einen Satz auseinander …
Johanna Edberg, Libera des VC Kanti
Am 19. Dezember 1987 kam Johanna Edberg in Fortaleza in Brasilien auf die
Welt. Die Mutter ist Brasilianerin, der Vater Schwede. Volleyball
erlernte sie an den Stränden des Bundesstaats Ceará. Mit 18 folgte sie ihrem
Vater nach Katrineholm (nahe Örebro) und spielte Hallenvolleyball. Nach einem
Abstecher zu Hainaut Volley in Frankreich nahm «Jojo» dann, vor rund drei
Jahren, ein Angebot von Düdingen an. Nach zwei NLA-Jahren dort mit Trainer Nicki
Neubauer kam sie 2017 mit ihm zum VC Kanti.
Verband entzieht Köniz die Lizenz
VOLLEYBALL. Die Lizenzkommission von Swiss Volley entzieht den NLA-Frauen von
Köniz für die laufende Saison die Spiellizenz – obwohl sich der Klub für die
kommende Spielzeit bereits aus der höchsten Liga zurückgezogen hat.
Franches-Montagnes (9.) – der heutige Gegner des VC Kanti – erbt damit den
letzten Play-off-Platz.
Köniz hatte die Lizenz für diese Saison nur mit Auflagen erhalten. Offenbar
hat der mit finanziellen Problemen kämpfende Berner Klub nun gegen diese
Auflagen verstossen. Der Verband begründete den Lizenzentzug damit. «Das ist
eine gravierende Massnahme. Aber unter diesen Umständen war es die einzig
mögliche Sanktion», wird Roger Meier, der Präsident der Lizenzkommission,
zitiert. Noch ist der Entscheid nicht rechtskräftig. Köniz kann bis am nächsten
Dienstag Rekurs dagegen einzulegen. Deshalb finden die letzten
Qualifikationsspiele von Köniz heute gegen Lugano und am Sonntag bei
Franches-Montagnes wie geplant statt. Wird der Entscheid der Lizenzkommission
aber nicht noch umgestossen, erbt Franches-Montagnes den achten Rang der
Bernerinnen in der Tabelle. Die Jurassierinnen würden also doch noch das
Play-off erreichen.
Mitte Februar hatte der sechsfache Meister Köniz (von 2000 bis 2009) bekannt
gegeben, dass er sich auf 2018/19 aus der höchsten Liga in die NLB zurückzieht.
(sda)